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Georg Schumann - Jerusalem, du hochgebaute Stadt (2007)
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Kritik von Gabriele Pilhofer, 08.11.2007 Schumann,
Georg: Jerusalem, du hochgebaute Stadt |
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Interpretation: Klangqualität: Repertoirewert: Booklet: |
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Georg Schuman ist weder
verwandt noch verschwägert mit Robert Schumann. Beide stammten zwar
aus Sachsen, beide waren sie Pianisten und Komponisten. Aber damit
erschöpfen sich die Parallelen zwischen den Namensvettern. Georg
Schumann (1866-1952) war seit 1900 Leiter der Berliner Sing-Akademie,
langjähriges Mitglied und später Präsident der Preußischen
Akademie der Künste und hat zusammen mit Richard Strauss und anderen
die Genossenschaft deutscher Tonsetzer (die heutige GEMA) gegründet.
Er setzte sich für die authentische Aufführung der Werke Johann
Sebastian Bachs ein, war engagierter Chorleiter und komponierte ein
mehr als 100 Werke umfassendes œuvre mit Schwerpunkt auf Chormusik.
Als Komponist jedoch ist Schumann zu einem typischen Fall für Labels
wie ,Guild' aus der Schweiz geworden, dessen Programmschwerpunkt u.a.
vergessene oder kaum entdeckte Komponisten sind. Ein wenig kurios ist,
dass sich der auf der hier vorliegenden CD-Produktion acht
spätromantischen deutschen Choral-Motetten ausgerechnet ein
englisches Vokalensemble - die ,Purcell Singers' aus London -
angenommen haben.
Klang im Überfluss Es steht leider nicht zu hoffen, dass Schumann mit den Leistungen des Chors unter der Leitung von Mark Ford einen Zuwachs an Popularität erfährt. Wegen des undifferenzierten, recht halligen Klangbilds der Aufnahme leidet der Genuss an dieser eigentlich reizvollen Musik erheblich. Wie nicht selten bei englischen Choraufnahmen wähnt man sich in einer riesigen Kathedrale, in der viel Räumlichkeit viel Homogenität erzeugen soll. Leider ist das Gegenteil der Fall: Einzelne Vokalisten - meist vibratogeladene Sopräne - stechen unangenehm heraus und die Tongebilde sind wabrig. Die harmonische und verbale Artikulation geht bei den drei achtstimmigen Choral-Motetten op. 75 (1934) und den fünf Choral-Motetten op. 71 (1921/22) verloren und kompositorische Finessen unter. Die Stücke, darunter Bearbeitungen der Choral-Klassiker ,Wie schön leucht' uns der Morgenstern', ,Jesus, meine Zuversicht, ,Wachet auf, ruft uns die Stimme' und ,Vom Himmel hoch da komm ich her', sind nämlich melodisch und vor allem harmonisch um einiges verwegener als bei Vorbildern wie etwa Johannes Brahms oder Max Reger, so dass das Gefühl für die Tonalität auf angenehme Weise durcheinander gewirbelt wird. Etwas anstrengend wird es allerdings, wenn man dem Ensemble nach relativ kurzer Zeit in Sachen intonatorischer Sauberkeit nicht mehr vertraut. Da nämlich punkten die Purcell Singers wenig. Während die Phrasierungen vorbildlich und liebevoll gestaltet sind und auch die deutsche Aussprache für ein englisches Ensemble relativ gut ist, fehlt es dem a cappella-Gesang an stimmlicher Brillanz. Wer ein gutes Gehör hat, den beschleicht mehrfach das Bedürfnis, die Töne hoch- oder runterzudimmen, um die Harmonien in ein besseres Licht zu stellen. Könnte man diese Minuspunkte einfach ignorieren, hätte man es mit durchaus bewegender, dabei überwiegend getragener, homophoner geistlicher Chormusik zu tun, die zwar manchmal leicht am Kitsch vorbeischrammt, aber dennoch ansprechend und hörenswert ist. Unter anderen klanglichen Bedingungen wäre sie bestimmt eine Entdeckung.
Link: magazin.klassik.com
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Rezension aus dem Gramophone Magazin, |
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